Die Kirche wurde von Kaiser Ferdinand
II. gestiftet, als er den Jesuiten die Universität anvertraute und zwischen
1623 und 1631 von einem unbekannt gebliebenen Baumeister im Stil des Frühbarocks
errichtet. Geweiht wurde sie dem hl. Ignatius von Loyola und dem hl. Franz Xaver
- die beiden befinden sich als Statuen in der Fassade -, sowie Mariä Himmelfahrt.
Kaiser
Leopold I. holte den inzwischen berühmten Bildhauer und Maler Andrea Pozzo,
der Meister der Scheinarchitektur, nach Wien, der 1703 - 1705 die Kirche hochbarock
aus- und umgestaltete. Pozzo, ein Laienbruder der Gesellschaft Jesu, fügte
bei der Neugestaltung der Fassade vermutlich die beiden Statuen des hl. Ignatius
sowie des hl. Franz Xaver hinzu, während die der hl. Katharina, des hl. Josef,
des hl. Leopold und der hl. Barbara noch aus der ersten Bauperiode stammen dürften.
Die Kirche ist nicht, wie sonst andere, nach Osten, sondern nach Norden ausgerichtet.
Dadurch hatte Pozzo mit außergewöhnlich schlechten Lichtverhältnissen
zu kämpfen. Er integrierte deshalb das Hochaltarbild, das die Aufnahme Marias
in den Himmel zeigt, und in dem sich links unten Pozzo in der Person seines Namensvetters,
dem Apostel Andreas, verewigt hat, in die Architektur, setzte das Bild in einen
flachen Erker und erschloß eine natürliche Lichtquelle, indem er zwischen
Bild und Rahmen schmale Fenster einfügte.
In
den Kapellen hinten rechts, wo ein an die Kirche anschließendes hohes Gebäude
den Lichteinfall behindert, wird es noch interessanter. Pozzo leitete das Licht
um, indem er die schmalen, verköpften Seitenluken durch Spiegel ersetzte,
was einem Besucher der Kirche, der nicht darüber Bescheid weiß, überhaupt
nicht auffällt. Betrachtet man das Foto links näher, erkennt man den
Spiegel, da sich ja unmöglich das Kircheninnere an der Außenfassade
des benachbarten Hauses wiederfinden kann. Schließlich fällt auch Licht
aus den Öffnungen in den Emporeböden in die Kirche. Fällt dann
auch noch die Nachmittagssonne durch die Fenster über der Orgel, wird der
gesamte Innenraum in herrliches Licht getaucht.
Einem genauen Konzept entsprechen die Kapellen in den rundbogigen Arkaden; die
jeweils einander gegenüberliegenden gehören thematisch zusammen. Beginnen
wir vorne beim Altar: der "Lebensweihe" (links) steht die "Todesweihe"
gegenüber; dem "Schutz der Engel" der "Schutzpatron"
(hl. Leopold); der "hl. Ordensfamilie der Jesuiten" die "hl. Familie";
und schließlich der "Philosophie" die "Theologie".
Die Kanzel aus Nußholz mit ihren Holzintarsien, den Perlmutteinlagen und
den Goldverzierungen ist besonders beeindruckend. An der Ballustrade sind die
vier Evangelisten mit ihren Attributen angebracht. Am Schalldeckel befindet sich
der hl. Franz Xaver.
Im
hinteren Drittel des Mittelganges findet man im Boden eine helle Steinplatte (sie
ist wirklich leicht zu entdecken). Sie ist der Standort, den jeder Liebhaber von
Scheinarchitektur einnehmen sollte. Dann richtet man den Blick nach oben und die
Illusion ist perfekt. Obwohl es sich hier um ein Tonnengewölbe handelt, ist
es Pozzo gelungen, dem Betrachter eine Kuppel sehen zu lassen, wozu er das 2.
und 3. Gewölbejoch miteinander verband.
Durch
Pozzos Tricks wirkt die Kirche sehr hell. Ein paar Sonnenstrahlen reichen aus,
um den Innenraum mit Licht zu fluten. Die verschiedenfarbigen Steine der Innenausstattung
auf Säulen und Fensterumrandungen bringen auch Farbe in Spiel.
Über
Geschmack läßt sich streiten ... Eine moderne Statue eines sich duckenden,
dicken nackten Mannes "ziert" die Kirche in ihrem hinteren Teil. Irgendwie
paßt er hier nicht hinein - finde ich. Da fügen sich die riesigen Engel
über dem Altar schon besser ins Gesamtbild - und halten außerdem auch
noch die Vorhänge hoch.
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