Otto Wagner beteiligte sich 1902 an der
Ausschreibung für den Bau der riesigen Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof".
Sein Gesamtkonzept wurde zwar angenommen, doch die Bauausführung der über
60 Pavillions wurde dem niederösterreichischen Landesbauamt unter der Leitung
von Landesoberbaurat Franz Berger übertragen.
Am 8. Oktober legte Erzherzog Franz Ferdinand den Schlußstein zur "Niederösterreichischen
Landesirrenanstalt". In den ehrenden Reden wurde Otto Wagner, immerhin planender
Architekt und Erbauer der Kirche, jedoch mit keinem Wort erwähnt.
Die dem hl. Leopold geweihte Kirche, ein Zentralkuppelbau, steht auf dem höchsten
Punkt des Geländes am Abhang des Gallizinberges. Bis in die 30er Jahre des
20. Jhdts. waren die Kupferplatten der Kuppel vergoldet. Die Außenwände
der Kirche sind, ähnlich der PSK, mit Marmorplatten verkleidet und mit Kupferbolzen
fixiert.
Auf den beiden Glockentürmen befinden sich die Figuren des hl. Leopold und
des hl. Severin, die in sog. "Hoffmann-Fauteuils" sitzen. Über
dem Eingang befinden sich vier Metallengel.
Steht man im Innenraum der Kirche, vergißt man leicht, daß das Gotteshaus
für Geisteskranke konzipiert wurde. Deshalb sind die Bänke abgerundet
und kurz, um den Pflegern im Bedarfsfall ein rasches, helfendes Eingreifen zu
ermöglichen. Der gekachelte Boden fällt zum Altar hin leicht ab; was
zum einen seine leichte Reinigung ermöglicht, zum anderen allen Meßbesuchern
einen guten Blick zum Altar gestattet.
Der Eindruck des hellen Innenraums wird von den farbigen Glasfenstern, die nach
den Entwürfen von Koloman Moser gestaltet wurden, sowie dem goldenen Altarbaldachin
mit seinen stilisierten Engeln bestimmt. Der Mosaikschmuck stammt von Remigius
Geyling.
|